Vor wenigen Tagen hat die Hamburger Hochbahn AG (HHA) die Ausschreibungsunterlagen für den Bau der U5 von der Jarrestraße bis zu den Arenen (16 Haltestellen) veröffentlicht (https://www.dtvp.de/Satellite/public/company/project/CXP4YE36QY6/de/documents). Versteckt in den mehreren hundert Seiten Unterlagen finden sich Punkte, die bisher weder der Öffentlichkeit noch der Bürgerschaft mitgeteilt wurden. So werden nicht nur die 16 Haltestellen in offenen Baugruben mit mehreren hundert Meter Länge errichtet, sondern auch mehrere Streckenabschnitte: die 1.050 Meter lange Strecke von der Haltestelle Universität bis zum Grindelberg; die 1.000 Meter lange Abstellanlage an den Arenen; die 540 Meter für die Haltestelle Hagenbecks Tierpark und Umfeld sowie die Strecke zwischen Borgweg und Jarrestraße. Dazu Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft:
„Olaf Scholz mag vergesslich sein, wir sind es nicht. Sein damaliges Versprechen, den Bau der U-Bahn würden die Hamburger*innen praktisch nicht mitbekommen, entpuppt sich als reines Märchen. Wer glaubt denn, dass eine jahrelange offene Baugrube von einem Kilometer Länge, bis zu 40 Metern Breite und 35 Metern Tiefe die Anwohner*innen zwischen der Uni und dem Grindelberg nicht beeinträchtigt? Und dass der Verkehr dort nicht zusammenbricht?“. 21 Haltestellen der U5 zwischen Bramfeld und den Arenen werden ebenfalls in offenen Baugruben mit einer Länge zwischen 150 und über 300 Meter errichtet. „Wenn diese Buddelei wenigstens was fürs Klima und die Verkehrswende bringen würde. Doch die U5, die frühestens in 20 Jahren fertig ist, fährt nicht nur am Bedarf potenzieller neuer Bahnnutzer*innen vorbei, sondern mit ihrem riesigem Beton- und Zementverbrauch produziert sie mehr CO2 als sie in den Folgejahrzehnten einsparen kann. Die schnellere und viel kostengünstigere Alternatvie ist und bleibt die Straßenbahn. Es kann doch nicht sein, dass die Hamburger*innen und das Klima unter der Straßenbahn-Phobie der SPD leiden müssen.“
Aus heiterem Himmel kommt auch der Hinweis in der Ausschreibung, dass die S32 vielleicht nicht über Bahrenfeld hinausgeführt wird. Noch vor wenigen Wochen hatten Verkehrssenator Tjarks sowie die Fraktionen von Grünen und SPD im Verkehrsausschuss versprochen, dass sie alles tun werden, damit die S32 bis zum Osdorfer Born kommt. In den Ausschreibungsunterlagen wird nun dazu aufgefordert, eine Verlängerung der U5 von den Arenen bis zum Osdorfer Born zu planen, „für den Fall, dass die S-Bahn nur bis Bahrenfeld realisiert wird.“ (S. 176 der Leistungsbeschreibung Teil A.2.01) Entscheidungen zur Streckenführung der S32 wird es frühestens zum 31.7.2024 geben (S. 177).
Heike Sudmann: „Jetzt kommt auch noch heraus, dass die S-Bahn-Anbindung nach Lurup und Osdorf wieder in Frage steht. Was für eine Sauerei! Dem Senat glaubt doch vor Ort kein Mensch mehr, dass er sich ernsthaft für eine Schienenanbindung einsetzt. Für diesen Frust und diese Enttäuschung trägt allein der Senat die Verantwortung. So produziert er Politikverdrossenheit.“