Bundesbauministerin zu Gast in Hamburg: Aus Hamburgs Fehlern lernen

Die neue Bundesbauministerin Klara Geywitz will sich heute im Pergolenviertel in Winterhude über die Hamburger Wohnungspolitik informieren. Aus ihrer Sicht soll das mit der Wohnungswirtschaft geschlossene Hamburger „Bündnis für das Wohnen“ als Vorbild für bezahlbares Wohnen in der Bundespolitik dienen.

Dazu Heike Sudmann, wohnungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: “Olaf Scholz‘ Dauerleier ‚bauen, bauen, bauen‘ versperrt offenbar die Sicht auf die realen Verhältnisse. Statt bezahlbarer Wohnungen für die breite Masse der Bevölkerung wurden in Hamburg seit 2011 vor allem sauteure Wohnungen für begüterte Mitbürger:innen gebaut. Das gilt für mehr als 70 Prozent der Neubauwohnungen – dabei braucht fast die Hälfte der Hamburger Haushalte etwas ganz anderes: nämlich günstige Wohnungen, die sich mit einem normalen Haushaltseinkommen stemmen lassen. Die Hamburger Wohnungspolitik hat aktuell zum höchsten Anstieg des Mietenspiegels der vergangenen 25 Jahre geführt. Diese Fehlentwicklung jetzt auch noch auf Bundesebene zu wiederholen, wäre fatal.“

Gerade im Pergolenviertel kann Geywitz sehen, was passiert, wenn städtischer Boden privatisiert und mit den darauf entstehenden Wohnungen dann spekuliert wird: Das Baufeld 4 (Projekt Perigon) hat nicht nur vor Baubeginn mehrmals die Eigentümer:innen gewechselt, sondern wurde mit Unterstützung der Stadt auch immer lukrativer! Statt der ursprünglich zehn Geschosse wurden am Ende achtzehn erlaubt. Auf dem Baufeld 8b baut der Wohnungskonzern VONOVIA für die Dividenden seiner Anleger:innen und auf dem Baufeld 9 baut Evoreal Luxus-Eigentumswohnungen mit Quadratmeterpreisen von fast 10.000 Euro. Und die Sozialwohnungen beim Vorzeigeprojekt der SAGA auf Baufeld 1 fallen nach 15 Jahren aus der Bindung.

Marco Hosemann, Co-Sprecher der „Landesarbeitsgemeinschaft Stadtentwicklung und Wohnen“ der Hamburger LINKEN und Mitglied im Stadtentwicklungsausschuss Hamburg-Nord: „Daran sollte man sich kein Beispiel nehmen – weder in Hamburg noch auf Bundesebene. Wir brauchen einen grundlegenden Wandel in der Wohnungspolitik: Weg vom ‚bauen, bauen, bauen‘ hin zu ‚Mieten deckeln, sozial bauen, Wohnraum vergesellschaften’“.