Am Sonntag jährt sich das Referendum über die Bewerbung Hamburgs als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2024 zum fünften Mal. 51,6% der Hamburger:innen hatten damals mit Nein gestimmt. DIE LINKE hatte als einzige der in der Hamburgischen Bürgerschaft vertretenen Fraktionen dazu aufgerufen, gegen die Bewerbung zu stimmen und sich aktiv an der Mobilisierung zum Referendum beteiligt.
Für die Linksfraktion ist der Jahrestag ein Grund zum Feiern. „Es war richtig und wichtig, dass sich die Hamburger_innen gegen die Olympischen Spiele entschieden haben“, erklärt Mehmet Yildiz, sportpolitischer Sprecher der Fraktion. „Gerade in Zeiten der Weltwirtschaftskrise und der Corona-Krise hätte eine zusätzliche Belastung des Hamburger Haushalts durch Olympia verheerende Folgen für die ganze Stadt gehabt. Selbst die vom Senat weit zu niedrig angesetzten Kosten von 11,2 Milliarden Euro, von denen dann 7,4 Milliarden Euro die öffentliche Hand hätte tragen sollen, wären eine untragbare Belastung gewesen. Im schlimmsten Fall wäre ein Haushaltscrash eingetreten.“
Anfragen (Drs. 21/6588 u. 21/6774) von Heike Sudmann, der stadtentwicklungspolitischen Sprecherin der Linksfraktion, haben ergeben, dass bereits die Kosten für die angelaufene Bewerbung statt der vom Senat angegebenen 10-12 Millionen Euro bei 22 Millionen Euro lagen (vgl. https://bit.ly/39lSOcH, siehe auch gleich unten als Dokumentation). „Die Hamburger:innen haben mit ihrem NEIN eine weise Entscheidung getroffen und sich nicht von der Wundertüte „Olympia“ täuschen lassen“, erklärt Sudmann. „Zu Recht haben sie eine Kostenexplosion und eine irre Verschuldung Hamburgs befürchtet. Nicht der Sport stand bei der Bewerbung im Vordergrund sondern die Vermarktung für den IOC und die Stadt Hamburg. Hieß es 2015 noch, der Kleine Grasbrook könne nur durch die Olympischen Spiele weiter entwickelt werden, zeigt sich jetzt, dass auch dort Stadtteilentwicklung ohne Olympia möglich ist.“
Dokumentation: 28. November 2016
Kosten für Hamburgs Olympia-Abenteuer steigen weiter!
Vor einem Jahr stimmte die Mehrheit der Hamburger_innen im Referendum gegen die Olympia-Bewerbung – auch aus Furcht vor unkalkulierbaren Kosten. Tatsächlich verschleiert der Senat ein Jahr nach dem Ende seiner Olympia-Träume in seinen Antworten auf zwei Anfragen der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft (Drs. 21/6588 u. 21/6774) weiter die aufgelaufenen bzw. weiter laufenden Bewerbungskosten. „Stellt man die Angaben aus unterschiedlichen Antworten des Senats zusammen, erklärt sich sein stures Schweigen: Für Hamburg sind bisher Kosten von knapp 22 Millionen Euro entstanden, also etwa doppelt so viel wie die bisher offiziell angegeben zehn bis zwölf Millionen Euro“, stellt Heike Sudmann fest, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion. „Das ist ein neues Desaster für SPD und Grüne: Während Hamburgs Bewerbungskosten auf das Doppelte steigen, ist die Beteiligung des Bundes auf Null gesunken.“
Der Senat stellt dazu lapidar fest, dass der Bund nach dem negativen Ausgang des Referendums keine Grundlage für eine Kostenbeteiligung gesehen habe (Drs. 21/6774, Nr. 5). „Im Vergleich zu den Kosten für die Durchführung olympischer Spiele sind die Bewerbungskosten Peanuts“, so Sudmann. „Und schon da hat der Senat denkbar schlecht verhandelt. Ein Jahr nach dem Olympia-Referendum kann die Stadt den Olympia-Gegner_innen wirklich dankbar sein, dass sie Hamburg vor einer finanziellen Katastrophe bewahrt haben, wie sie derzeit die Olympia-Städte Rio und Tokio erleben.“
Interessant sind auch die Ausgaben für den Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft, die sich seit Februar 2016 bis heute auf monatlich rund 12.000 Euro belaufen: „Ich bin gespannt, wie der Senat diese hohen Kosten für eine einzige Person begründet“, kommentiert Sudmann. „Schließlich wird für die Abwicklung der Gesellschaft auch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bezahlt.“