“An den Bürger_innen gehen diese Pläne klar vorbei.” So kommentiert die Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann (DIE LINKE) das jetzt vorgestellte Ergebnis für den neuen Stadtteil auf dem Grasbrook. Die Elphi-Architekten Herzog & de Meuron (Basel) haben zusammen mit dem Landschaftsplanungsbüro Vogt (Zürich) den Planungswettbewerb zum Kleinen Grasbrook gewonnen. Damit ist klar, dass deren Entwürfe für Hamburgs 106. Stadtteil maßgebend sind. Insgesamt sollen auf rund 46 Hektar (etwa einem Drittel der Fläche der HafenCity) neben 16.000 Arbeitsplätzen auch 3.000 Wohnungen geschaffen werden. Bereits 2021 könnte ein erster Architekturwettbewerb ausgelobt, mit dem Bau der ersten Gebäude 2023 gerechnet werden.
Die bisher bekannt gewordenen Entwürfe und das Gesamtkonzept kommentiert Heike Sudmann, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linksfraktion: „Zunächst sei noch einmal in Erinnerung gerufen, dass die jetzt geplante Bebauung des Kleinen Grasbrooks auf eine Wilhelmsburger Zukunftskonferenz von 2001 zurückgeht und konkret im Gefolge der 2015 gescheiterten, eng mit dem Grasbrook verbundenen Olympia-Bewerbung steht. Vom Ausgangsimpuls der Wilhelmsburger_innen und der Beteiligung der Hamburger_innen ist allerdings kaum etwas übrig geblieben, einmal mehr erschöpft sich die sog. Bürgerbeteiligung in der Durchführung von Foren, deren Anregungen dann allerdings weitgehend außen vor bleiben. Vielmehr wirkt der Siegerentwurf ‚wie erdacht von einer Immobilienwirtschaft‘ (Till Briegleb, SZ 13.4.2020), bei dem es um Gewinne und nicht die vorrangigen Bedürfnisse vieler Menschen geht.
Dies wird aus meiner Sicht vor allem an zwei zentralen Punkten deutlich: Obwohl der Kleine Grasbrook wirklich ein Innovationsquartier sein könnte, in dem an zentraler Stelle endlich mal viel Wohnraum für Menschen mit wenig Geld, also weit überwiegend Sozialwohnungen, geschaffen würde, ist davon in der Präsentation nichts zu erkennen. Zum anderen wirkt der Übergang zur benachbarten Veddel so gar nicht offen und integrativ, ganz im Gegenteil, der Kleine Grasbrook soll sich durch eine hohe Häuserwand von seiner armen Nachbarin komplett abschotten. ‚Den Grasbrook von der Nachbarschaft denken!‘ – diese Idee von der Veddel blieb leider völlig unberücksichtigt.
Insofern deutet aus meiner Sicht vieles darauf hin, dass – wie schon vor einem halben Jahr in meiner Pressemitteilung vom 12.11.2019 befürchtet („Grasbrook: Bitte keine HafenCity II“) – auch der Kleine Grasbrook zum edlen Aufschickungsprojekt verkommt, in dem den sozialen Erfordernissen der Stadt nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.“